...ein bisschen verrückt spielt das Wetter grad schon. Der Frühling breitet sich mit aller Kraft aus und dann kommen diese Massen an Schnee. Das passt doch irgendwie nicht, oder? Vieles passt grad irgendwie nicht. Immer wieder bin ich auch damit konfrontiert, dass Kinder nicht in "das Schema" passen. Und manchmal passen die Vorstellungen der Kinder nicht zu denen der Eltern.
Was ist denn nun eigentlich wichtig im Leben? Ein guter Schulabschluss und später eine gute Ausbildung oder ein Studium, werden hier wohl viele sagen. Und dann? Ein gut bezahlter Job, der relativ sicher ist, Wohneigentum und etwas Beiseitelegen für die Rente. Ein paar Hobbys, die man noch dazwischen quetscht und dann hat man doch alles was man braucht?! Oder?
Ich selbst habe lange Zeit so gedacht und mir irgendwann Gedanken gemacht, was mit mir falsch ist, wenn ich mich jetzt nicht an all dem - an meinem Ziel, freuen kann. Von vielen bekomme ich das auch grad mit, dass sie sich nicht freuen können. Bei manchen äußert es sich in einer depressiven Verstimmung oder noch schlimmer. Auch viele Kinder kommen mit "Stimmungstiefs" zu mir. Was ist denn mit der Freude nur passiert?
Oft wird ein Bild sichtbar, bei dem die Leistungsorientierung im Vordergrund steht. Immer höher, schneller, weiter. Das liegt irgendwie in der Luft. Dabei sind wir doch alle so individuell und Leistungsdruck passt nicht zu jedem Gemüt. Einige brauchen das vielleicht sogar, aber viele können damit gar nicht umgehen. Wie lernt man denn in dieses Leistungs- und Funktionsschema zu passen? Nun, da gibt es bestimmt Möglichkeiten um sich anzupassen. Aber wäre nicht die gesündere Frage, was brauche ich und was brauche ich nicht, damit es mir gut geht?
Und hier fängt es für einige schon an schwierig zu werden. Viele wissen gar nicht (mehr), was sie wollen oder brauchen und einige übernehmen einfach das was ihnen vorgelebt wird, ohne zu hinterfragen, ob das wirklich das ist, was zu ihnen gehört. Wie könnte eine Welt aussehen, in der den Kindern vermittelt wird auf ihre innere Stimme als Wegweiser zu hören. In der sie ihr Gespür dafür, was sie wirklich wollen, was zu ihnen passt, trainieren dürfen. Ohne Rücksicht darauf, was andere von ihnen erwarten, sei es nun die Familie oder die Gesellschaft.
Ich bin davon überzeugt, dass wir dann wieder glücklichere Kinder und letztlich eine glücklichere Gesellschaft hätten.
Und was hat das alles nun mit Ehrlichkeit zu tun? Ich denke, dass dies der erste Schritt ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Sich eingestehen was man selber will. Manchmal stellt man dabei vielleicht erschrocken fest, dass man 10 oder 20 Jahre etwas gelebt hat, was man so gar nicht will! Das ist bestimmt beängstigend. Das finde ich allerdings besser, als mit 80 Jahren aufzuwachen und festzustellen, dass man sein ganzes Leben nichts oder nicht viel von dem gelebt hat, was man eigentlich wollte!
Ehrlichkeit ist vor allem von uns Eltern gefragt! Kinder schauen es den Eltern ab und leben es meist nach. Drum braucht man in erster Linie mal nur nach sich selbst zu schauen. Aber auch in Hinblick auf eure Kinder: Seid Ehrlich! Wieviel von dem, was eure Kinder machen, ist wirklich das, was eure Kinder ausmacht? Und was davon sind eure Wünsche? Mit welchen Ängsten konfrontiert euch das? Etwa, dass ihr schlechte Eltern seid, wenn das Kind sich nicht so verhält wie es erwartet wird? Es lohnt sich wirklich hier genauer hinzusehen bzw. hinzuspüren!
Wie oft reden wir die Träume von unseren Kindern klein oder tun sie als unwichtig ab, wenn sie z.B. davon erzählen, was sie mal werden wollen usw. Wir sollten ihren Träumen mit Interesse begegnen, ganz ohne Bewertung. Ein einfaches „Aha, ist ja interessant“ und dann den Raum lassen, dass sie es ausleben können, aber auch die Freiheit geben, dass Träume die Richtung ändern dürfen…ohne das zu bewerten!
Gebt euren Kindern die Rückendeckung, die sie brauchen, um (das) leben zu können und auch um scheitern zu dürfen, ohne dabei Bewertungen ausgesetzt zu sein. Manchmal muss man erst einiges ausprobieren, das einem nicht gefällt, bis man zu dem gelangt, was genau das Richtige ist. Sie müssen wissen, dass sie trotzdem nicht alleine dastehen, dass jemand hinter ihnen steht und dass es immer irgendwie weitergeht.
Schenkt ihnen die Verbundenheit mit der Natur! Dies erdet, was gerade in stürmischen Zeiten so wichtig ist. Und wie toll ist es, wenn man sich da einfach selbst zu helfen weiß, ohne dass man auf andere angewiesen ist?
Da fällt mir spontan ein, wie ich als Kind stundenlang Löwenzahnstängel gebrochen und in verschiedensten Formen ins Wasser gelegt hab. Danach hab ich beobachtet welche Kunstwerke dabei entstehen, ohne dass ich darauf groß Einfluss nehmen konnte.
Ich wünschte, ich hätte dieses Bewusstsein über die Ehrlichkeit schon früher gehabt. Vielleicht wären mir so einige schmerzhafte Erfahrungen, die mich zu meiner Wahrheit gebracht haben, erspart geblieben. Aber auch heute darf ich mich noch immer wieder selbst daran erinnern, dass es völlig in Ordnung ist, zu leben, was gelebt werden will und dass dies nicht zu dem passen muss, was andere erwarten…und dass auch ich die Richtung ändern darf, wenn sich herausstellt, dass ich falsch abgebogen bin.
Auch in Bezug auf Beziehungen, sei es die zum Partner, Eltern oder Freunden, spielt es natürlich eine Rolle wie ehrlich man sich selbst gegenüber ist und was man dem anderen von sich zeigt. Plötzliche Richtungswechsel sind da natürliche eine Herausforderung. Das kann immer passieren. Wenn man allerdings lernt und den Mut hat, sich so zu zeigen wie man wirklich ist, gerät man auch eher an Menschen, die einen genauso nehmen können, wie man ist… oder eben nicht. Und was nicht passt darf auch gehen! Wie anstrengend ist es denn sich in etwas hineinzuzwängen, was einfach nicht zu einem passt?!
Ich wünsche mir für unsere Kinder:
Den Mut groß zu Träumen,
die Stärke ehrlich zu sein,
den Rückhalt das (aus)leben zu können,
die Erlaubnis scheitern und wieder aufstehen zu dürfen und
tragfähige, herzliche Verbindungen zu anderen Menschen!
Und natürlich wünsche ich das auch uns Eltern...
Eure Sonja